Die Harfe zählt zu den ältesten Instrumenten der Musikgeschichte und hat von jeher einen besonderen Nimbus. In der antiken Sage betört der Harfner Orpheus mit seiner Musik den Gott des Hades, um seine Eurydike wieder zu bekommen. Schon als Kind beeindruckte mich auch die alttestamentarische Geschichte, in der David den jähzornigen König Saul allein durch sein Harfenspiel besänftigen konnte.
Die Böhmische Hakenharfe, ein etwa 400 Jahre altes Instrument, wurde von Wandermusikanten aus dem Böhmerwald nach Süddeutschland mitgebracht und fand dort rasch Verbreitung. Sie wurde oft als Begleitinstrument in kleinen Tanzkapellen zusammen mit Fiedel, Baßgeige und böhmischen Bock gespielt.
Mein Instrument baute Meister André Schubert von der Klangwerkstatt in Markt Wald. Gemeinsam mit dem Gründer dieser Werkstatt Christoph Löcherbach hat er sich der Böhmischen Harfe in besonderer Weise angenommen. Behutsam wurde der Klang verbessert, die Saitenzahl und Saitenspannung wurde erhöht, ohne die äußere Form mit dem gebogenen Corpus und der geraden Säule zu verändern. So entstand ein Instrument, was durch sein schönes Holz, die schlichte Form, seinen klaren, tragenden Klang und sein geringes Gewicht auch für heutige Wandermusiker bestens geeignet ist.
Kaum ein anderer Ort ist mit der Böhmischen Harfe so eng verbunden wie Preßnitz, eine kleine Grenzstadt zwischen dem sächsischen Erzgebirge und Böhmen. Mitte des 18. Jahrhunderts datiert man die ältesten bildlichen Darstellungen, wahrscheinlich gab es das Instrument dort aber schon wesentlich früher. 1811 wurde Preßnitz von einem schweren Brand, 1813 von marodierenden Soldaten heimgesucht. Mißernten folgten, so daß die Stadt völlig verarmte. In dieser Zeit zogen Preßnitzer Harfenspieler in die Welt hinaus, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu verdienen. Die Böhmische Harfe wurde so in ganz Europa bekannt. Sie und ihre Spieler trugen wesentlich dazu bei, die schwer geschundene Stadt wieder aufzubauen. 1973 wurde Preßnitz für den Bau eines Stausees geflutet.